Unterstützte Kommunikation


Konzept: Unterstützte Kommunikation (UK) ist ein Konzept zur Entfaltung bestmöglicher Kommunikationsaktivitäten und wird in der Frühförderung Kindern angeboten, die sich nicht oder nur wenig lautsprachlich mitteilen können. Denn Kommunikation ist mehr als Sprache. Das Kommunizieren mit Lauten, Gesten, Mimik, Signalen und Gebärden ermöglicht Kindern das Äußern von Gefühlen und Bedürfnissen und trägt wesentlich zu einem positiven, erfüllten Kontakt zu ihrer Umwelt bei.

Nicht sprechende Kinder mit einer Sehschädigung haben es besonders schwer in der Kommunikation, denn diese ist in vielen Situationen an das Sehen, z.B. an den Blickkontakt, gebunden. Ebenso sind Gebärden, Zeichen, Signale und Symbolkarten nur soweit einsetzbar, wie sie von dem Kind visuell wahrgenommen werden können. Viele Kinder mit Mehrfachbehinderung setzen körpereigene Kommunikationsformen wie Steigerung der Atemfrequenz, Herzschlagbeschleunigung ein und zeigen uns so ihre Kommunikationsfähigkeit.

Kinder mit Mehrfachbehinderung sind in ihrer Kommunikation auf uns angewiesen. Es ist unsere Aufgabe, ihnen Handlungs- und Entscheidungsfelder im Alltag anzubieten, um ihnen einen Bereich, sei er auch noch so klein, von selbstbestimmtem Leben zu ermöglichen.


Beispiele für den Einsatz von Hilfsmitteln in der Unterstützten Kommunikation: Bei den Kommunikationshilfen unterscheidet man nicht-elektronische und technische Hilfen. Zu den nicht-elektronischen Hilfen gehört das "Buch über mich" (= Büm). Das "Büm" enthält wichtige Aussagen über das unterstützt kommunizierende Kind, seine Fähigkeiten, Vorlieben und Abneigungen. Das "Buch über mich" gibt Auskunft über die kommunikativen Möglichkeiten, bekannte Gebärden und Signale sowie vorhandene Handlungsmöglichkeiten. Es erzählt von dem unterstützt kommunizierenden Kind, seiner Familie und allem, was in der Alltagsgestaltung wichtig ist.

Das "Buch über mich" ermöglicht Mitbestimmung und Partizipation im Alltag, weil Dritte die gesammelten Informationen als "Kontakthilfe" nutzen können. Im Kontakt mit dem Kind hilft es, den richtigen Umgang zu finden, kindgemäße Angebote zu wählen und das Kind besser zu verstehen, z.B. Freude und Unwohlsein schneller zu erkennen. Das Büm ersetzt die Informationen, die das Kind nicht mitteilen und ausdrücken kann.

In der Frühförderung von Kindern mit Mehrfachbehinderung und Sehschädigung werden basale Kommunikationshilfen aus dem Bereich der unterstützten Kommunikation eingesetzt. Dazu gehört der sogenannte "Powerlink". An diese Kommunikationshilfe können elektrische Geräte angeschlossen und mit einer Taste verbunden werden. So kann das Kind durch das Drücken einer Taste z.B. seinen CD-Player, sein Lieblingslicht oder ein elektrisches Mobile ein- und ausschalten. Hier macht das Kind die positive Erfahrung, selbst entscheiden und etwas bewirken zu können.

Bild von einem Kind mit dem Powerlink

Mehdi kann seine Arme nur kurz anheben und wieder fallen lassen.

Bild von einem Kind mit dem Powerlink

Damit er die Taste zum Auslösen des Föns leicht ansteuern kann, wurde sie am Rumpf platziert.

Bild von einem Kind mit dem Powerlink

Mehdi freut sich über die warme Luft des Föns, den er mit dem Powerlink in Gang setzt.

Bild von einem Kind mit dem Lichtboard

Caspar mag es, wenn er selbst entscheiden kann, wann das Lichtboard eingeschaltet wird und die bunten Kreise leuchten. Er bedient den Taster am besten mit seinem Kinn.

Weitere Kommunikationshilfen sind sprechende Tasten wie der sogenannte "Step-by-Step". Auf dieses Gerät können mehrere Aussagen/Sätze gesprochen und durch Tastendruck wieder abgerufen werden in der Reihenfolge wie sie aufgesprochen wurden. Das Drücken der Taste kann je nach den Möglichkeiten des Kindes mit unterschiedlichen Körperteilen angesteuert und ausgelöst werden. Selbst wenn das Drücken der Taste anfangs eher zufällig geschieht, löst dies beim Kind und auch bei seinem Gegenüber bereits eine Reaktion aus. Das Kind erfährt sich somit als selbständig handelnde und selbstaktive Persönlichkeit. Dies ist motivierend und entwicklungsfördernd zugleich.

Im fortgeschrittenen Einsatz gestaltet das Kind mit der Kommunikationshilfe selbst Gespräche. Mit Hilfe von aufgesprochenen sogenannten "Plauderplänen" kann das Kind eigenständig erste kleine Unterhaltungen führen.

In der Frühförderarbeit werden die kommunikativen Möglichkeiten des Kindes beobachtet und individuell mit verschiedenen Methoden und Hilfsmitteln gefördert.